Ingrid von der Heydt


Zentrales Thema der Arbeit ist die Organisation und die Bewältigung der Bildfläche als elementare Auseinandersetzung mit den Mitteln der Malerei. In einem langwierigen Arbeitsvorgang werden mehrere Farbschichten, in Wasser gelöster, organischer und anorganischer Pigmente, auf ungrundierte Stoffe aufgetragen. Diese Farbpigmente sind die primären Faktoren für die Bildentwicklung. Die Pigmente sind stets ungemischt, präsentieren dadurch ihre jeweilige charakteristische Farbwirkung und entwickeln differenzierte Oberflächen. Der textile Bildträger, Nessel, Leinwand, Baumwollstoff, wird klassischerweise über einen Keilrahmen gespannt. Im Arbeitsprozess entsteht ein Spiel mit Farbnuancen, das durch die Materialität und Intensität der Farbe akzentuiert wird. Die Farbfläche, oft eine freie geometrische Form mit klarer Kontur, steht im Spannungsverhältnis zur Bildfläche. Die Bilder sind formal der Farbfeldmalerei und der monochromen Malerei als Ausgangsidee zu zuordnen und mit eigenen Aspekten weiterentwickelt.

 

 

Hier ist nichts statisch und festgefügt, sie (die Bilder) leben von den malerischen Gesten der Künstlerin. In ihnen spürt man noch den Karlsruher Einfluss, die breite Malgestik von Dieter Krieg sowie die geistige Umformung und Konstruktion von Heinrich Klumbies. … Die Rostbilder von Ingrid von der Heydt haben ihren Ausgangspunkt in der Natur, in ihrer Vielfalt, in der Struktur der visuellen Erscheinungen, den Flächeneinteilungen der Felder, den baulichen Elementen und Körpern, von denen ihre Bildformen abgeleitet sind.

Dr. Sabine Heilig, Vorsitzende Kunstverein Nördlingen

Eröffnung „Fläche. Raum.“, 14. Oktober 2016

Schloss-Scheune Essingen

 

 

Sie (die Bilder) sind stark. Und sie sind verwirrend. Weshalb verwirren Sie uns? Wir kennen Rost als bewusst eingesetztes Gestaltungsmittel aus der Bildhauerei. Aber in der Malerei? Lässt sich das übertragen? Sicher. Doch wichtiger ist, was unsere Wahrnehmung damit macht. Sie spielt uns einen Streich, indem sie Raum suggeriert, wo keiner ist. Die Fläche ist eine Fläche auf einer anderen. Ihre plastische Anmutung, erhöht noch durch den homogenen „Hintergrund“, das Dunkle, das Tiefe suggeriert, ist Einbildung, auch wenn sie zum Teil real ist, denn der Auftrag erhebt sich über den Bildträger. Es entsteht ein kleines Relief. Kleine, dadurch entstehende Schattenspiele akzentuieren diesen Effekt. So schafft ein Kunstwerk Raum wo keiner ist – und es verändert unsere Wahrnehmung des existierenden Raumes. Noch in einem anderen Punkt erweitern die Arbeiten aus diesem neuen Werkkomplex die Farbinventare: Es entstehen in einer Malerei, die vollkommen gegenstandslos ist, die also nicht einmal eine Abstraktion darstellen, figurative Aspekte. Die Unterschiede im Korrosionsgrad und Material, die zu unterschiedlichen Farbwerten führen, scheinen uns Bilder zu sein. Wir können Erinnerungen auf sie projizieren, die sich zwanglos decken werden. Es ist ein bisschen wie wenn wir in die Wolken schauen und Figuren und Gegenstände entdecken, Gesichter, Tiere, oder vielleicht Engel. Erstaunlich, was Kunst kann. Das ist ein bisschen mehr als Fläche und Farbe oder Form und Farbe. Und dabei sind diese Bilder doch nur das: Fläche auf Fläche.“

Bodo Schnekenburger, Kulturjournalist

Eröffnung „ist.ist“, 9. Juli 2015

Galerie im Science Park, Ulm

 

 

Nichts ist da dem Zufall überlassen. Und dadurch entstehen Bilder, egal ob klein- oder großformatige – beides ist in der Ausstellung in Erbach zu sehen – die eine große Wirkung haben.“

schwaebische.de

Pigmente – Flächen – Bilder“, 4. November 2014

Sparkasse Ulm - Erbach

 

 

Die Akademie in Karlsruhe war traditionell immer die Akademie der Maler und ist es heute noch, sie wurde immer wieder von namhaften Professoren, wie etwa Krieg, Kitzel oder Lüppertz geprägt.

Ich denke IvdH hat sich in dieser Tradition entwickelt und übermittelt uns auf ihre Weise in sehr grundsätzlicher Art eine malerische Haltung und die Überzeugung von der archaischen und überlebensfähigen Wirkung von Malerei, die sich über das Schicke des Smartphones und sonstiger moderner Medien einfach hinwegsetzt und bleibt.“

Peter Degendorfer, Künstler

Eröffnung der Ausstellung „Pigmente – Flächen – Bilder“, 4. November 2014

Sparkasse Ulm - Erbach

 

 

Es geht also um die Entwicklung und Schaffung autonomer Kunstzeichen und einer autonomen Bildsprache, die sich einer mimetischen Abbildung der Welt bewusst verweigert und um eine Kunst, die sich als Kunst der reinen Gegenstandslosigkeit versteht. In ihren Arbeiten untersucht Ingrid von der Heydt in unterschiedlichen Formaten die Beziehung von Fläche, Form und Proportion und insbesondere – so die Künstlerin – „erforscht“ sie die Eigenschaften und das Verhalten diverser Pigmente auf unterschiedlichen Oberflächen. Die Oberflächen, auf die sie die Farbe aufträgt, bestehen aus textilen Bildträgern, meistens Nessel, Leinwand oder industriell eingefärbten Baumwollstoffen. Die Farbe des Stoffes bestimmt den weiteren Prozess. …

 

Am Ende wird die konsequente Reduktion deutlich – die Konzentration auf Format, Farbe und Stofflichkeit. … Der textile Stoff, der Maluntergrund tritt hier als autonomer Farbwert auf – die Textilie wird somit zum bildnerischen Element, womit sich Ingrid von der Heydt von einer Vielzahl zeitgenössischer Künstlerkollegen absetzt…“

Anna Weißhaar, M.A., Kunstverein Wilhelmshöhe Ettlingen

Eröffnung der Ausstellung „Bis hierher und weiter“, 8. Juni 2011

Museum für bildende Kunst im Landkreis Neu-Ulm, Oberfahlheim

 

 

Ist der Raum bei Reinhard Sigle real, so ist er bei ihr (=IvdH) Illusion und in seiner Formulierung subjektiv. Dabei ist ein schwarzes, sich von unten über den Stoff schiebendes Viereck nicht nur eine Form, sondern es wird zum Farbraum, der den unbemalten Teil des Bildes mit auflädt.“

Otfried Käppeler, Südwestpresse Ulm

Schwarzarbeit“, Januar 2007

 

 

Die Bewältigung der Fläche, die in vielerlei Form vorläufig beantwortete Grundfrage der Malerei, ist Thema bei Ingrid von der Heydt. Dabei geht sie einen eigentlich einfachen Weg, der möglicherweise der schwierigste ist. … Auch verlässt sie sich nicht auf die Möglichkeit einer wie auch immer angedeuteten Abbildung, die in Richtung, Form, oder Farbe dem Betrachter vielleicht eine Botschaft unterjubeln könnte. Ja noch nicht einmal der Bildtitel gibt Hilfestellung. … Er enthält den Namen eines Pigmentes … und die Bezeichnung für eine Textilie. … Rebschwarz/Baumwollstoff“, „Eisenoxidschwarz/Baumwolle“. … Und wo früher der gestische Akt zeitliche Verdichtung ermöglichte, steht inzwischen die Notwendigkeit einer kühl-überlegten Arbeitsweise. Flächen werden bestimmt, das Bild in Grundton und aufzutragendem Pigment gedacht, bevor der eigentliche Malakt dann zielgerichtet vor sich gehen muss. … Flickwerk vertragen diese Arbeiten nicht.“

Bodo Schnekenburger, Kulturjournalist

Eröffnung der Ausstellung „Schwarzarbeit“, 12. Januar 2007

BBK Ulm, Künstlerhaus

 

 

Wer denkt, dass die Positionen bei der Farbfeldmalerei längst ausgelotet wären, wird in der Lichthofgalerie der Villinger Volksbank eines besseren belehrt.“

Stefan Simon, Südkurier Villingen

September 1998

 

 

Wenn nacheinander zwei, drei Bilder zustande kommen, können die polaren Beziehungen der Bilder unter sich so spannend sein, daß sich das dem Betrachter unmittelbar mitteilt. Rote Baumwolle läßt sich dann mit Blau bändigen und blaue Baumwolle gibt ihre Zurückhaltung durch rote Farbe auf.“

Peter Finckh, September 1995

 

 

 

Ingrid von der Heydt, Weckmannweg 4/2, 89079 Ulm, 07305 8141, www.ivdh.de